Wider das Vergessen
Kriegsgräberpflege
Hintergrund
Alle zwei Jahre, zumeist im Frühling, fährt eine etwa zehnköpfige Schülergruppe aus den 10. Klassen nach Ysselsteyn im Südosten der Niederlande unweit von Venlo. Am Rande des Ortes befindet sich eine der größten deutschen Kriegsgräberstätten des Zweiten Weltkrieges mit den Gräbern von ca. 32.000 deutschen Soldaten. Sie wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge geführt, die auch die direkt neben der Anlage gelegene Jugendbegegnungsstätte betreibt.
In dieser Begegnungsstätte trifft sich die Gruppe unserer Schule mit einer ähnlichen Schülergruppe unserer englischen Partnerschule, der King’s School Worcester/England. Eine Woche lang werden in verschiedenen Aktivitäten die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft sowie die Bedeutung von Kriegsgräberstätten als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt diskutiert und in der gemeinsamen Arbeit auf der Kriegsgräberstätte wird ein Stück Völkerverständigung zwischen Nachkommen ehemaliger Kriegsgegner betrieben. Dabei beeindruckt v.a. die Konfrontation mit dem riesigen Gräberfeld. Es ist aber auch der Perspektivwechsel, den die Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und England jeweils vollziehen, der Blick von Deutschen auf englische und von Engländern auf deutsche Erfahrungen und Haltungen, sehr spannend und erhellend.
Nach einem recht unregelmäßigen Rhythmus wird diese Projektfahrt von 2012 an wieder regelmäßig, und zwar alle zwei Jahre, jeweils mit einer Gruppe aus Worcester, stattfinden.
Projektfahrt 2016
12 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen sind in diesem Schuljahr wieder zu einem der bekanntesten und größten deutschen Soldatenfriedhöfe im niederländischen Ysselsteyn mit über 32.000 Gräbern gefahren. Neben der Pflege einiger Soldatengräber hier ein paar Impressionen aus Amsterdam und einer Fahrradtour zum Kriegs- und Widerstandsmuseum in Overloon sowie zu einer britischen Kriegsgräberstätte in Venray.
Hier gibt's weitere Informationen:
Berichte und Bilder vergangener Jahre
Auch in diesem Jahr fand wieder eine Fahrt zur Kriegsgräberpflege gemeinsam mit einer Gruppe unserer Partnerschule King’s School Worcester statt. Vom 31.3. – 4.4.2014 fuhr eine elfköpfige Gruppe Zehntklässler des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg in die Jugendbegegnungsstätte Ysselsteyn (Niederlande) des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und traf sich dort mit englischen Schülerinnen und Schülern, um sich in verschiedenen Einzelprojekten, Museumsbesuchen und bei der Arbeit auf der Kriegsgräberstätte mit den Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft auseinander zu setzen.
Am ersten Tag besuchten wir gemeinsam in Amsterdam das Anne-Frank-Haus. Da viele Schüler, auch die englischen, das Tagebuch Anne Franks kennen, war dies ein spannender Rundgang. In der JBS Ysselsteyn bekamen wir dann am zweiten Tag zunächst eine eindrucksvolle Führung über die Kriegsgräberstätte, auf der ca. 32.000 Soldaten und auch einige zivile Opfer des Zweiten Weltkriegs liegen. Wir erfuhren etwas über die Besonderheiten einer Kriegsgräberstätte, über die Gestaltung der Gräber, die Bedeutung der Inschriften und gewannen einen Eindruck davon, wie wichtig diese Anlagen als Mahnmale und Gedenkstätten heute weiterhin sind. An zwei Nachmittagen der Woche wurden dann verschiedene Arbeiten an den Gräbern erledigt. Die Natursteinkreuze wurden mit Bürste und Seifenlauge von Algen befreit und mit weißen dicken Filzstiften wurden die Schriftzüge nachgezogen.
Diese Arbeit ist eine ganz eigene Art des Gedenkens, denn wenn man vor solch einem Steinkreuz hockt und den Schriftzug nachzieht oder auch das Kreuz reinigt, denkt man darüber nach, was für ein Mensch wohl hier begraben liegt, welche Hoffnungen und Pläne er hatte, die sich nicht erfüllen konnten. Dies berichteten jedenfalls die Schüler, wenn wir uns nebenher unterhielten.
Weitere Aktivitäten in der Wochen waren das Erkundung von einigen Einzelschicksalen anhand erhaltener Fotos, Briefe und Erinnerungen und eine Gruppenarbeit mit Gestaltung eines Posters und Präsentation am Grab dieser Personen; eine Radtour nach Overloon und Besuch des dortigen Nationalen Kriegs- und Widerstandsmuseums; ein Zeitzeugenvortrag, in dem ein jüdischstämmiger Niederländer berichtete, wie er durch verschiedene Stationen und Konzentrationslager mit viel Glück und Chuzpe hindurch kam und diese fürchterliche Zeit überlebte; der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Camp Vught. Außerdem besuchten wir einen kleinen englischen Soldatenfriedhof in Venray, ein Erlebnis, das vor allem für die englischen Schüler unserer Gruppe sehr bewegend war.
All dies beeindruckte die Schülerinnen und Schüler sehr und wurde in abendlichen Gesprächsrunden ausgewertet und zum Teil auch weiter reflektiert. So wurde z.B. die Frage nach einem gerechten Krieg debattiert oder die Rolle von Kriegsgräberstätten als Mahnmalen für den Frieden diskutiert.
Insgesamt war diese Woche also wieder eine gelungene Zeit, und wir sind sehr dankbar, dass wir wieder großzügig von der Stiftung Gedenken und Frieden und vom Freundeskreis des Ökumenischen Domgymnasiums unterstützt wurden.
Caroline Böttcher, Projektleitung
Während der Woche in Ysselsteyn wurden wir an einem Tag von einer Journalistin begleitet, die für den Deutschlandfunk einen Beitrag gestaltete. Einige aus unserer Gruppe wurden von ihr interviewt. Diese Kurzinterviews sind hier nachzuhören:
Ansprechpartnerin
Frau Böttcher
E-Mail: c.boettcher [at] domschulen-magdeburg.de
Projektpartner
Dieses Projekt wird unterstützt durch:
Stiftung Gedenken und Frieden
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.