Nawi Woche 2022 auf Hallig Hooge
Im September 2022 war es endlich wieder möglich, die Nawi-Woche auf Hallig Hooge durchzuführen.
Naturwissenschaftliche Woche, das heißt: Eine Woche projektorientiertes fächerverbindendes Arbeiten in Teams. Eine gemeinsame Unterkunft in der Jugendwarft an einem Ort, der weit vom Alltag entfernt ist. Keine anderen Termine, kein Verein, keine Musikschule, keine Verabredungen, keine Ablenkung. Stattdessen Fokussierung auf eine Forschungsaufgabe, verbunden mit gemeinschaftlichem Erleben in der Gruppe.
Die Nawi-Woche gehört zum festen Programm der Oberstufe. Alle angehenden Abiturientinnen und Abiturienten, die die Fächer Biologie und/oder Chemie belegt haben, fahren auf die Hallig Hooge in der Nordsee, um dort eine Woche lang zu arbeiten und zu forschen.
Die Halligen sind sehr flache Landflächen mitten im schleswig-holsteinischen Wattenmeer, die keinen Deich besitzen und mehrmals im Jahr bei Hochwasser überflutet werden. Es sind insofern keine Inseln. Die Häuser stehen in Gruppen auf erhöhten Erdhügeln, den Warften, und sind damit vor Überflutungen bei Landunter weitgehend geschützt.
Für Biologen ist das Wattenmeer mit den Halligen ein Paradies: Die reichhaltige Fauna der Wattflächen lohnt sich ebenso für ökologische Untersuchungen wie die Vegetation der Salzwiesen, die in besonderer Weise an die Umweltbedingungen angepasst ist. Vor allem aber die Vogelwelt des Wattenmeeres ist vielfältig und spannend, denn das Wattenmeer ist für zahlreiche Vogelarten Rastplatz auf dem Weg von den Brut- zu den Überwinterungsgebieten und gehört aufgrund seiner herausragenden ökologischen Bedeutung zum UNESCO-Weltnaturerbe. So liegt es auf der Hand, dass wir mit der Schutzstation Wattenmeer zusammenarbeiten, die uns zum Beispiel bei ornithologischen Untersuchungen fachkundig unterstützt.
Darüber hinaus öffnen Wattenmeer und Halligen den Blick auf die Auswirkungen von Meeresspiegelschwankungen. Es ist ehemaliges Marschland, das nach Sturmfluten im 14. und 17. Jahrhundert größtenteils im Meer verschwand und von Meeressedimenten überlagert wurde. Insofern ist es folgerichtig, dass mit der Bodenentnahme mittels eines Bohrstocks auch geographische Methoden angewandt wurden, um ehemaligen Marschboden sichtbar zu machen.
In der Nawi-Woche arbeiten die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten wissenschaftspropädeutisch. Dabei geht es darum, Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zu erkennen. Chemie, Botanik, Zoologie und Bodenkunde greifen ineinander. Das Ergebnis ist eine Arbeit, die einer kleinen Seminararbeit gleicht und bewertet wird.
(Christian Bartels)