Landtag von Sachsen-Anhalt begeht Tag der Deutschen Einheit mit Schülern des ÖDG

06.10.2011

Mit einer Festveranstaltung im Plenarsaal beging der Landtag von Sachsen-Anhalt am 29. September 2011 den Tag der Deutschen Einheit. Vor den mehr als 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft traten auch Schüler der 11. Klasse des Domgymnasiums auf.

In Vorbereitung auf dieses würdige Ereignis trugen die Schüler Karolin Pott, Paul Lühmann und Johannes Riehn (Klasse 11, Kurs Sozialkunde, Kurslehrer Marco Schulz) ihre Gedanken zum Tag der Deutschen Einheit zusammen. Daraus entstanden das Gedicht „Als die Mauer fiel“ und der Sketch  „Das Gefühl, gegen eine Wand zu reden“, die sie während der Feierstunde vortrugen.

Gedicht und Sketch zum Nachlesen finden Sie hier:

(Karolin Pott, Paul Lühmann und Hannes Riehn, Schüler der 11. Klasse)

1.
Die Mauer fiel, der Weg war frei,
Doch was sollte werden?
Vertragsunion? Eine wirklich demokratische DDR?
Oder doch endlich Einheit?
Einheit wie sie im Grundgesetz stand?

2.
Helmut nahm sich der Sache an.
Einigte sich mit Gorbatschow, denn auch
der sah ein
Das wird’s wohl gewesen sein.
Die DDR ist nicht zu halten,
Ende mit Ost-West und schwarz und weiß.

3.
Doch was war davor gewesen?
DDR – es sollte nur demokratisch aussehen…
Planwirtschaft und künstliche Vollbeschäftigung,
Verstaatlichung und Subvention überall und in allen Lagen,
Sieg dem Sozialismus und nieder mit dem Kapitalismus waren die Parolen.

4.
Die Mauer, der „antifaschistische Schutzwall“,
Provokation und Symbol der Ohnmacht des Westens,
eine Grenze zwischen Familien, Verwand-
ten, und Freunden.
Zwischen Deutschland und Deutschland.

5.
Anders die Bundesrepublik, das Wirtschafts-wunderland,
Soziale Marktwirtschaft, Motor und
Regulator der Wirtschaft
Wirtschaft
Eine Kultur der freien Meinungsäußerung und freier Selbstentfaltung.
Studenten, Frauen, Atomgegner,
Menschen die für Rechte und Ideale kämpfen,
prägen, hinterlassen Spuren, wollen
verändern und werden verändern.

6.
Man söhnt sich aus mit alten Feinden.
Kniefall und gemeinsames Gedenken, große Taten in einer geteilten Welt.

Frieden und Demokratie, das sind die Werte,
die gegeben sein sollen allen Völkern,
Deutschland zeigt sein anderes Gesicht.

7.
Der Weg der Einheit er war und ist lang,
Doch wenn alle ziehn am gleichen Strang
Werden wir diesen Weg zu Ende gehen und alle Mauern niederreißen.

8.
Ein Volk, das endlich hat
Einigkeit, für Recht auf Freiheit.
Aus Mauerteilen werden Brückenpfeiler.
Zwei deutsche Staaten
Einigkeit für eine Einheit.

9.
Zehn Stufen zum Einlass
in das eine deutsche Land.
Aus fünfzehn mach sechs, aus zehn sechzehn.
Freie Wahlen, freie Meinung,
freies Reisen, freie Kunst.
Einigkeit, mit Recht zur Freiheit.

10.
Die deutsche Einheit, machte sie uns reich?
Es gab zunächst Probleme im wirtschaftlich- sozialen Bereich.
Der Wirtschaftsaufschwung blieb aus und Massen
an Betrieben wurden geschlossen, Arbeitnehmer entlassen.

11.
Jedoch gab sie uns auch Freiheiten zurück.
Die Machtverteilung ein wenig verrückt.
Volkssouveränität und Demokratie.

12.
Blühende Landschaften sind’s noch nicht geworden.
Wir müssen heut weiter einen was zusammengehört!
Doch Lob und Dank sei denen, die damals haben mitgewirkt,
Dass wir heute hier stehen
Und stolz auf ihr Werk sehen.
Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland!

Vor dem Mauerfall!

Ost: „Da steht sie nun, diese Mauer. Auferstanden aus Ruinen. Die Mauer ist auch das Einzige, was hier nach dem Krieg auferstanden ist. Die Innenstädte sind immer noch zerstört, zu deren Aufbau fehlt das Geld. Der Zukunft zugewandt - ist auch nur diese Mauer. Die Entwicklung, die Technik, die Musik, alles ist hinter der Mauer. Nur die Mauer kann den Fortschritt bewundern.“

West: „Einigkeit und Recht und Freiheit.“ Das kann es doch nur im Osten geben. Dort sind alle gleich. Jeder Mensch steht mit jedem beliebigen anderen auf einer Stufe. Das nenne ich wahre Einigkeit, wenn auch noch alle an einem Strang ziehen. So müsste ein guter Staat aussehen. Dort steht man als hart und ehrlich Arbeitender nicht so meilenweit unter denen, die schon alles haben, weil sie, ach wer weiß schon warum. So muss doch wohl auch Gerechtigkeit aussehen. Und Freiheit gibt es dort sowieso, im Vergleich zu unserem Westen. Man hat ja so viele Möglichkeiten, seine Freiheit auszunutzen, davon kann ich hier nur träumen.“

Die Mauer fällt!

Ost: „Was soll ich mit Bananen, wenn ich keine Arbeit finde, um sie mir zu verdienen? Und nicht nur die Bananen: Alles ist teuer, vom Brötchen bis zu Radieschen. Und den Leuten hier hat die ganze Grenzenlosigkeit den Kopf verdreht. Mein Nachbar will wohl den Führer wieder. Soweit zurück will ich gar nicht gehen, aber ein kleines bisschen Honecker wäre auch mal nicht schlecht.“

West: „Jetzt haben wir mit der alten DDR doch wieder nur einen Betonklotz mehr am Bein. Wer kam denn auf die Idee, den Osten in den Westen zu holen. Schon das allein muss doch paradox genug sein, als das man das versuchen wollte. Aber anscheinend soll sich jetzt jeder Bundesbürger freuen über die nötigen höheren Steuern, die schrecklichen neuen Dialekte in unserer ohnehin schon ganz und gar nicht dialektfreien Republik und die ganzen Ossis, die uns unseren verdienten Reichtum stibitzen wollen. Was uns der Mauerfall gebracht hat? Auf jeden Fall nichts Gutes.

Die Einheit ist vollzogen.

Beobachter zu Ost: „Was wolltet ihr? Freiheit und neue Möglichkeiten? Da habt ihr sie endlich bekommen und wünscht euch eure ‚Republik’ mit Unterdrückung, Planwirtschaft und Bespitzelung zurück, obwohl ihr erst hier freie Wahlen und das langersehnte Recht auf eigene Meinung erhalten konntet.“

Beobachter zu West: „Und ihr wollte tatsächlich DAS Symbol für Menschenfeindlichkeit und Weltfremdheit schlechthin wieder aufbauen, nur um weniger Steuern zahlen zu müssen, um mehr Geld in der eigenen Tasche zu haben?“

Beobachter zu allen: „Das, was schon so lange getrennt war, und schon immer eins sein wollte, kann es jetzt endlich sein. Natürlich prallen beim Zusammenwachsen auch verschiedene Fronten aufeinander. Aber dieser Schwung kann ausgenutzt werden, um zusammen viel größer zu sein, als nur die Summe seiner Einzelteile. Deutschland einig Vaterland!“

Mitwirkende:
Sketch erarbeitet und vorgetragen von Karolin Pott, Paul Lühmann und Hannes Riehn (Schüler der 11. Klasse des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg)


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