Bericht Klassenfahrt Jahrgang 8 Klingenthal
Baerchei gitts fixr wie baerchauf*
Mit beinahe einhundert Heranwachsenden auf einem fichtenbestandenen Berg im Niemandsland von Tief-Ost. Darüber könnte man einen Roman schreiben. Ich beschränke mich aber mal auf einen Bericht.
Das Vogtland in Sachsen ist ein besonderer Ort – das sage ich nicht nur, weil ich dort geboren wurde. Die Vogtländer gelten als mürrisches Wald- oder Bergvolk, umgeben von malerischer Natur, geschickt im Instrumentenbau und Kunstschnitzhandwerk, hart von der Arbeit in den Minen, herzlich, wenn man sich von ihrem Gebrabbel nicht abschrecken lässt.
All das tangierte unsere Schülerinnen uns Schüler eher wenig. Viel mehr interessierte sie die Tatsache, dass es am Jugendherbergsstandort Klingenthal Einkaufsmöglichkeiten gab. Bei der Einfahrt wurden da manche Augen groß, hieß es doch, wir seien so abgeschieden auf dem Aschberg. Nachdem die Busse sich aber eine halbe Stunde in die Höhe des dichten Fichtenwaldes geschraubt hatten, dämmerte es allen: *Bergrunter geht es schneller als bergauf.
Glücklicherweise ließ es sich aber auch ohne Discounter und Drogerie auf dem Aschberg aushalten. Die Jugendherberge und das dazugehörige Gelände bieten Jugendlichen zahlreiche Möglichkeiten, sich sinnvoll miteinander zu beschäftigen, ob beim Tischtennis, auf dem Bolzplatz, bei Gesellschaftsspielen oder beim Hüttenbauen im Wald. Oft herrscht ja das Vorurteil, dass junge (und oft auch ältere) Menschen sich nicht mehr ohne digitale Endgeräte die Zeit vertreiben können. Unser Jahrgang 8 bewies uns das Gegenteil und war dabei überaus fröhlich.
Neben Spiel und Spaß in der Jugendherberge arbeiteten wir auch eine ganze Reihe an Programmpunkten ab. Der erste Nachmittag verging rauschend schnell bei der Erkundung des Geländes, dem Beziehen der Zimmer und in der allgemeinen Vorfreude auf das anstehende Abenteuer.
An den folgenden Tagen wechselten sich die Klassen jeweils mit den Programmpunkten ab, weil wir nicht mit der gesamten Meute überall einfallen konnten und wollten. Spätestens am Abend kamen jedoch alle wieder zusammen zu wechselndem Amüsementangebot.
In Klingenthal steht eine der modernsten Skischanzen Europas, die Vogtlandarena. Da viele unserer Schülerinnen und Schüler wintersportbegeistert sind, war die Führung mit Ost-Ski-Legende Jürgen Thomas für viele ein Highlight.
Was man ebenfalls nicht vom Vogtland erwarten würde: die Verbindung zum Weltraum. Siegmund Jähn, der erste Deutsche im All und “Held der DDR”, wurde in Morgenröthe-Rautenkranz unweit von Klingenthal geboren. Sein Leben lang setze er sich für die deutsche und europäische Raumfahrt ein, bekannte Astronauten wie Alexander Gerst nennen ihn als Idol, und trotz seiner kaffigen Beschaulichkeit hat Morgenröthe ein modernes Space-Museum zu bieten, in dem die Schülerinnen und Schüler in Raketenmodellen und bei der Betrachtung interessanter Exponate viel Spaß hatten. Passend zum Klischee des Bergvölkchens war wiederum die Führung in einem Tagebau, der bis 1964 Zinn und zeitweilig auch Uran förderte. In der “Grube Tannenberg” machten die Achtklässler einmalige und aufregende Erfahrungen. Sie befanden sich dabei teilweise mehrere Kilometer unter der Erde, inklusive scary Untergrundsee und Lichtshow. Auch wenn Bildung ein ehrenwertes Ziel ist, darf der Spaß nicht zu kurz kommen, und auf der Sommerrodelbahn Mühlleithen sausten alle Schülerinnen und Schüler und auch ihre Aufsichtsgemarterten Lehrkräfte fröhlich durch den grünen Wald, für einen Moment die vom Laufen schmerzenden Füße vergessend.
Die größte Herausforderung war neben der für das Vogtland untypischen Hitze die ausgedehnten Wanderungen. An drei Tagen legten wir über 60km zurück. Erwartungsgemäß entstand darüber Unmut, und der Eine oder die Andere kam zeitweilig an Grenzen, aber das Schöne war: Aufgeben kam für niemanden in Frage.
Als weiteren Höhepunkt ist das gemütliche Beisammensein am Lagerfeuer zu nennen, wo die Achtklässler, sinnierend in die Glut starrend, Stockbrot brieten und den erstklassigen Sternenhimmel genossen.
Nach vier Tagen Zirkus ließen wir die Fahrt bei der von den Schülerinnen und Schüler organisierten Abschlussdisco ausklingen. Traditionell hing die Durchführung der Disco vom abendlichen Benehmen auf den Zimmern ab. Nach einer sehr deutlichen Rüge am Dienstag zeigten alle Schülerinnen und Schüler hier Einsicht und Reflexionskompetenz, sodass die Party steigen konnte. Ein Anblick, den ich nie vergessen werde: Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler friedlich vereint beim Sirtaki-Tanzen zu “Griechischer Wein”. Und nein, die Lehrkräfte hatten keinerlei Einfluss auf die Musikauswahl.
Ein altes vogtländisches Sprichwort sagt (ich nehme mir an dieser Stelle die Freiheit, zu übersetzen): Pennen am Freitag alle im Bus, war die Fahrt ein voller Erfolg.
(Lisa Jäkel)
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